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Kultur in der Kirche

17.02.2023 / 19:30 - 21:30

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Konzert von Tobias Tietze, Laute

Ein kleines Angebot an Fingerfood und Getränken rundet den Kulturabend ab.

Wir bitten zur besseren Planung um Platzreservierung der teilnehmenden Personen per Mail an kulturkirche-himmelpforten@gmx.de. Sie erhalten von uns anschließend eine Anmeldebestätigung.

Veranstaltungsort

St. Marienkirche in Himmelpforten

Bei der Kirche 2
21709 Himmelpforten

Tobias Tietze

Quelle: Tobias Tietze
Konzert von Tobias Tietze in der St. Marienkirche in Himmelpforten

...über Tobias Tietze

Tobias Tietze schloss zunächst sein Gitarrenstudium an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Prof. Olaf von Gonnissen und Heiko Ossig im Jahr 2017 ab, bevor er 2021 sein Bachelor-Studium der historischen Zupfinstrumente an der Hochschule für Künste Bremen bei Prof. Joachim Held beendete und in selbigem Jahr dort sein Masterstudium begann.

Er ist Mitglied der Ensembles „I Zefirelli“ und „La Protezione della Musica“ und musikalisch an diversen Opernhäusern aktiv, zuletzt an der Staatsoper Hamburg und dem Staatstheater Stuttgart.

Sein Fokus im Repertoire für die Laute liegt auf auf der französischen Tradition des 17. Jahrhunderts und ihre Fortsetzung im deutschsprachigen Raum. Um seine künstlerische Herangehensweise auf historische Quellen zu stützen, forscht er intensiv und veröffentlichte 2020 seinen ersten wissenschaftlichen Artikel über eben jenes Feld.

Nach Mitwirkung bei mehreren CD-Aufnahmen mit Kammermusik oder großbesetzten Werken nahm er im November 2021 seine erste Solo-CD mit Weltersteinspielungen der Lautenmusik von Valentin Strobel auf, welche im April 2022 veröffentlicht wurde. 

...über das Programm und die Laute

Es ist also einfach zu sehen, dass die Franzosen die Laute gewissermaßen besitzen, dass es ihr Instrument ist (…)

So schreibt Elizabeth Burwell in ihren Anweisungen für die Laute um das Jahr 1670. Dies ist nur einer von vielen Belegen für die große Beliebtheit und das hohe Ansehen der französischen Lautenkunst im Europa nördlich der Alpen während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Werke von Meistern wie den Gaultiers, Jacques Gallot oder Charles Mouton sind zahlreich in den Handschriften dieser Zeit überliefert und bilden wiederum die Grundlage für den galanten Lautenstil der teutschen Lande im 18. Jahrhundert.
In diesem Konzert präsentiert Tobias Tietze Werke, an Hand derer sich genau diese Entwicklung nachvollziehen lässt, die Ernst Gottlieb Baron im Jahr 1727 zu der Aussage veranlasste: ...auch ist solches [das Lautenspiel] durch teutsche Geschicklichkeit zu solcher Vollkommenheit gestiegen, daß man fast meinen sollte, es könnte nicht höher gebracht werden.

Die Familie Gaultier brachte gleich mehrere bedeutende Lautenisten hervor, von denen Ennemond und Denis sicher die beiden einflussreichsten gewesen sind. Ihr Stil war prägend für das gesamte zentraleuropäische Lautenrepertoire von ca. 1640 bis ins 18. Jahrhundert hinein.

Noch bevor sich dieser Stil durchsetzte, wurde Valentin Strobel im Jahr 1611 in Thüringen geboren. In den 1630er Jahren floh er vor dem 30-jährigen Krieg nach Straßburg und blieb für den Rest seines Lebens dort. Spätestens ab den späten 1630er Jahren konnte er hier also den „modernen“ Lautenstil kennenlernen und pflegen. Vermutlich ab den frühen 1640er Jahren unterrichtete er sogar an der Straßburger Universität Laute, bis er 1678 verstarb.

Etwa in der Zeit ab 1640 wurde auch der in Schlesien geborene Esaias Reusner von einem französischen Lautenmeister unterwiesen. Seiner Musik ist es deutlich anzumerken, dass der style luthé bei Reusners Werken bereits einige Jahre „gereift“ war.

Der Arzt und Schriftsteller Samuel Chappuzeau schrieb über Strobel in einer Reisebeschreibung von 1669 im Abschnitt über Straßburg: Schließlich gibt es dort einige der kenntnisreichsten Meister in der Welt der Musik, unter anderem die Herren Gumprecht & Strobel, welche die Laute mit wunderbarer Zartheit schlagen. Beide sind absolut tadellose Männer und in Straßburg sehr geschätzt.

So war Strobel nicht nur ein Imitator des französischen Stils, sondern jemand der die Entstehung des selbigen in den 40er und 50er Jahren des 17. Jahrhunderts mit formte und beeinflusste. Ebenfalls aus Straßburg, wenn auch schon aus dem Jahr 1641, stammt folgende schillernde Beschreibung: Obwohl alle Musikinstrumente ebenso sehr dem Trost der Seele wie dem Vergnügen des Körpers dienen, ist es doch sicher, dass die Laute eine besondere Kraft hat, uns zu bewegen, indem sie uns gefällt, & uns zu schmeicheln und uns dazu bringt, in uns selbst zu sterben.